Kunden fordern Nachhaltigkeit - Spielzeughersteller im Zugzwang
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Der Kampf gegen Umweltzerstörung und die Klimakrise geht auch an der Spielzeug-Branche nicht spurlos vorbei. Immer mehr Hersteller setzen auf interessante Nachhaltigkeitskonzepte und umweltfreundliche Produkte.
Die „Fridays for Future“-Demonstrationen haben geschafft, was Politikern und Umweltinitiativen jahrelang schwer fiel – die Menschen weltweit für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. Schon Kindergartenkinder sind für die Themen Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien empfänglich. Kein Wunder also, dass auch die Spielwarenbranche um das Thema nicht herum kommt und während der Spielwarenmesse in Nürnberg „Toys for Future“ zeigt.
Nachhaltiger Klassiker – das Holzspielzeug
Holz ist eines der Naturmaterialien, die in ihrer Verwendung für Spielzeug in einer langen Tradition stehen – besonders in Europa. Bausteine, geschnitzte Tiere und Puppen gelten nach wie vor als pädagogisch besonders wertvoll. Firmen die traditionell Holzspielzeug herstellen wie Brio und Haba sind seit Generationen hinweg beliebt.
Aber auch „alte Klassiker“ gehen längst mit der Zeit, ohne dabei die hauseigene DNA zu verlieren. So gibt es unter anderem die beliebte Holzschienenbahn von Brio inzwischen mit einigen technischen Neuerungen, wie einem elektrischen Aufzug oder einem Bahnhof mit Aufnahmefunktion. Auch die „Kullerbü“ Kugelbahn von Haba gibt es inzwischen mit vielen zusätzlichen Effekten.
Wichtig ist den Verbrauchern immer häufiger auch, woher das Holz stammt das für die Produktion verwendet wird. Viele Firmen geben inzwischen an, wo sie den Rohstoff genau beziehen.
Weitere Alternativen zu Plastik
Um Plastik zu ersetzen, aber dennoch dessen Eigenschaften und Strukturen zu erhalten, hat sich die Spielzeugbranche in den vergangenen Jahren vieles einfallen lassen. Immer mehr renommierte Unternehmen reduzieren ihren Kunststoffanteil in der Produktion und forschen nach Alternativen. Bereits jetzt gibt es viele interessante Spielzeuge aus Materialien auf pflanzlicher Basis. So zum Beispiel bei Viking Toys die LKWs aus der Ecoline.
Eine tolle Alternative zu Plastik bietet auch die Firma Janod, die häufig Bambus für ihre Produkte verwendet. Außergewöhnlich ist das Material der Firma PlayMais. Die einzelnen Bausteine bestehen hier – wie bereits der Name verrät – aus Mais und sind damit zu 100 Prozent biologisch abbaubar.
Recycelter Kunststoff als Rohstoff
Auch recycelter Kunststoff kann eine interessante Alternative sein. Die FirmaWishbone aus Neuseeland brachte erst im November vergangenen Jahres ein kohlenstoffarmes Kinderfahrrad auf den Markt. Es wurde aus Kunststoff hergestellt, der aus alten PET-Flaschen und Teppichmaterial wiederaufbereitet wurde.
In Frankreich produziert die Firma Clip It Bausteinsets, die zu 90% aus recycelten Verschlusskappen von Flaschen bestehen. Und in den USA gehört zu dem Stammsortiment von Greentoys ein Strandspielset mit dem Namen „Ocean Bound“. Dieses besteht aus recyceltem Plastik, das in den küstennahen Ortschaften in den USA eingesammelt wurde.
Transparente und umweltfreundliche Herstellungsverfahren
Einen klaren Wettbewerbsvorteil beim Kunden haben zudem jene Firmen, die nachhaltig produzieren. So gehen viele Unternehmen dazu über, ihre Produktionsprozesse transparenter zu machen. Auf der Webseite von Oil & Carol kann man zum Beispiel dabei zusehen, wie der hundertprozentige Naturkautschuk vom Kautschukbaum gewonnen wird.
Unterstützung von Organisationen
Auch unterstützen immer mehr Spielzeugunternehmen Non-Profit-Organisationen. So werden die Rasseln von Tikiri nicht nur umweltschonend aus reinem Naturkautschuk in Sri Lanka hergestellt, mit den Einnahmen aus deren Verkauf wird außerdem die Organisiation „Plastic Oceans“ unterstützt. Diese hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, Plastikmüll im Meer zu bekämpfen.
Viele Unternehmen setzen auch eigene Kampagnen um. Bei der Firma Plantoys wird Nachhaltigkeit gleich in mehrfacher Hinsicht gelebt. Das Unternehmen verwendet nicht nur nachhaltig produzierte Materialien. Es fällt auch immer wieder durch Kampagnen auf, die den Klimaschutz allgemein zum Thema haben. Im vergangenen Jahr zum Beispiel wurde unter anderem ein Programm zur weltweiten Wiederaufforstung unterstützt. Plantoys initiierte zudem eine Kampagne zum Reisanbau um den eigenen Mitarbeitern in Thailand den Zugang zu hochwertig produziertem Reis, einem lokalen Grundnahrungsmittel, zu garantieren.
Mit konkreten Themen Bewusstsein schaffen
Umweltfreundliches Spielzeug kann aber auch bedeuten, dass man Spielwaren zu bestimmten Themen produziert. Diese können darüber hinaus pädagogischen Zwecken dienen, indem Werte vermittelt und ein Umweltbewusstsein geschaffen werden.
EverEarth hat dazu einen „Nachzieh-Recycyling Truck“ auf den Markt gebracht mit dem Kinder auf spielerische Art Mülltrennung lernen können. Der Truck ist aus FSC zertifiziertem Holz und wurde mit wasserbasierten und „lutschfesten“ Farben bearbeitet. Insgesamt sechs verschiedene Müllarten können durch die vorgesehenen Öffnungen in das Holzspielzeug einsortiert werden. Alle Produkte von EverEarth haben Verpackungen aus Recyclingmaterial.
Die Schattenseite des Engagements
Doch nicht immer fruchten die Versprechen, die große Unternehmen ihren Kunden geben. Lego zum Beispiel hat fest zugesagt das umweltschädliche Plastik bei der Produktion der berühmten Bausteine bis 2030 durch nachhaltigere Materialien zu ersetzen. Seit Jahren wird beim Weltmarktführer versucht entsprechende Rohstoffe zu finden, die das ermöglichen. Doch alle Versuche sind bislang gescheitert.
Wie das „Wall Street Journal“ berichtete, hat der dänische Konzern in den vergangenen Jahren bereits 200 verschiedene Stoffe ausprobiert – ohne Erfolg. Legosteine auf Maisbasis seien zu weich, ließ das Unternehmen wissen, Weizen als Grundstoff schade wiederum der Farbechtheit, andere Materialien machen die Bausteine entweder zu hart oder zu brüchig. Lediglich zwei Prozent der Produktion entstehen bisher mit nachhaltigen Rohstoffen auf Pflanzenbasis.
Besonders fatal ist, dass sich der Konzern das Ziel selbst auferlegt hat. Dabei sehen die meisten Verbraucher gerade Legosteine trotz Plastik als besonders nachhaltig. Durch ihre Langlebigkeit können sie von Generation zu Generation weitervererbt werden und landen selten im Müll.
Doch Lego hält an seinen Zielen fest. 50 Milliarden Bausteine produziert das Unternehmen pro Jahr – eine Mammutaufgabe, diese aus rein nachhaltigen Materialien entstehen zu lassen.
Bestimmte Kundengruppen präferieren nachhaltiges Spielzeug
Der Druck der Kunden wächst und die Branche ist dabei zu reagieren. Doch Umweltverbände sehen auch Biokunststoffe kritisch, weil deren Produktion Anbauflächen blockiert, die besser für Nahrungsmittel genutzt werden sollten.
Trotzdem muss die Spielwarenindustrie sich verändern. Unter dem Motto „Toys for future“ will die Spielwarenmesse einen Anstoß geben und nachhaltige Innovationen zeigen. „Das ist ein Gesellschaftsthema“, erklärte Messechef Ernst Kick bei der Pressekonferenz. „Keine Industriegruppe kann sich dagegen wehren, in Nachhaltigkeit zu investieren.“
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Bild: Playmais
//Alexandra Brechlin
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